Wo bleiben meine Bedürfnisse?

Wie erfüllen Freilerneltern ihre Bedürfnisse, wenn sie die Kinder ständig um sich herum haben?

1. Emanzipation

Die Emanzipationsbewegung erlaubte es uns Frauen, uns beruflich zu entfalten, politisch mitzuwirken und die Gesellschaft mitzubestimmen. Die Frauen wurden so teilweise oder ganz unabhängig von ihren Männern und können heute zunehmend Einfluss nehmen auf Wirtschaft und Politik. Das Fremd- und Selbstbild der Frau hat sich dadurch zwar verändert, doch sind solche alten Glaubenssätze und Bilder, die wir von uns haben, nicht einfach in ein paar Jahrzehnten aus der Welt zu schaffen. Und so fühlen sich viele Frauen gesellschaftlich unter starkem Druck.

Die emanzipierte Gesellschaft verlangt die berufstätige Frau und die alten, oft unbewussten Bilder in uns widersprechen dieser Forderung. Die Emanzipationsentwicklung war nötig und sinnvoll, auch wenn die Entwicklung in der Schweiz noch sehr verhalten ist. Leider entwickelte sich die Emanzipation der Frau losgelöst von der Familie. Der Fokus war auf die Frau ausgerichtet und nicht auf die Familie. Doch da die Frauen Kinder gebären und daher Frau und Kind nicht unabhängig voneinander betrachtet werden können, hätte eine Familienemanzipation stattfinden sollen, die auch die Männer einbezieht, d.h. das ganze System.

 

2. Auswärtige Kinderbetreuung als Merkmal der Emanzipation

So sind wir heute in der Situation, dass die vermeintliche Befreiung der Frau oft zu Lasten der Kinder geht. Es werden Ganztagsschulen und Kindertagesstätte eingerichtet, die zu professionellen Kinderbetreuung werden. Die Familie findet sich nur noch als Freizeitfamilie wieder. Diese Entwicklung entspricht jedoch nicht den Bedürfnissen von Kindern.

Wenn wir nun aber die Kinder aus autoritären Strukturen befreien wollen – so wie das die Freilernbewegung tut- und ihnen den Schulbesuch ersparen, geht dies meistens wiederum zu Lasten der Frauen.

 

3.Patriarchale Familie

Doch eine patriarchale Struktur ist unvereinbar mit einer autonomen Entfaltung von Kindern.

Eine patriarchalische Familie bietet zwar ein gewisses Mass an Stabilität, doch ist es deutlich zu erkennen, dass Kinder mit psychischen und sozialen Problemen oft aus solchen Familien kommen. Daher ist es nicht erstrebenswert dorthin zurückzugehen. Es geht also darum, eine Form der Zusammenlebens zu finden, das die Bedürfnisse aller Familienmitglieder berücksichtigt.

 

4. Freilerner als Vorbilder einer neuen Emanzipation

Das heisst nun für Freilernfamilien, dass sie nicht nur Vorbilder für neue Bildungswege sind, sondern dass sie die Emanzipation zusätzlich anders definieren müssen und auch da zu Vorreitern für eine Familienemanzipation werden müssen. Leider nimmt die Arbeitswelt kaum Rücksicht auf die Bedürfnisse der Familien und diese Art der Emanzipation erfordert ein grosses Engagement aller Beteiligter.

 

5. Bedürfnisse

Was auf keinen Fall entstehen darf, ist eine Servicefamilie, wie das Jesper Juul nennt. In einer Servicefamilie stellen die Erwachsenen (besonders die Mütter) ihre Bedürfnisse vollkommen in den Hintergrund und bedienen fast ausschliesslich die Bedürfnisse und Wünsche ihrer Kinder.  Nun ist aber Service nicht Liebe, sondern Service. (Jesper Juul, Grenzen, Nähe, Respekt)

Und je mehr die Eltern ihre Bedürfnisse in den Hintergrund stellen, desto weniger persönlich erscheinen sie uns, sind somit auch weniger nahe.

Aus diesem Problem kommt man nur raus, wenn die Eltern ihre eigenen Bedürfnisse wieder wahrnehmen und diese auch leben. Dies kann aber zu Konflikten in der Familie führen, welche nun aber als konstruktiv empfunden werden sollten. Die Eltern sollten darin die Chance erkennen, als Familie daran zu wachsen.

Was man aber bei der Diskussion über die Bedürfnisse von Eltern bzw. Müttern nicht aus dem Auge verlieren sollte, ist die Tatsache, dass die Kinder ja in den meisten Fällen auch aufgrund eines Bedürfnis der Eltern entstanden sind und es uns ja ein grosses Bedürfnis ist, für sie da zu sein und für sie zu sorgen.

6. Fragen

Wir müssen uns als Eltern jedoch immer wieder folgende Fragen stellen:

Welches meiner Bedürfnisse wird gerade nicht erfüllt und leide ich darunter?

Ist es ein Ersatzbedürfnis oder ein Wachstumsbedürfnis?

Wie kann ich mein Wachstumsbedürfnis erfüllen?

Warum ist ein Ersatzbedürfnis entstanden?

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