Wie wird man eigentlich Freilerner?

Was muss ich tun, damit meine Kinder Freilerner werden können?

Diese Frage wird mir in meinen Beratungen oft gestellt. Den Prozess, den ich jetzt beschreibe, richtet sich an Menschen, die an Orten wohnen, wo das Homeschooling erlaubt ist. Ich werde ganz zum Schluss dieses Blogs noch eine kurze Anmerkung für die Interessierten machen, welche keine Erlaubnis für das Homeschooling bekommen können.

Vorausgehend braucht es eine intensiver Auseinandersetzung mit dem Thema. Dabei muss man sich folgende Fragen stellen:

  1. Möchte ich, dass meine Kinder Freilerner oder Homeschooler werden?

    Es ist wichtig, sich diese Frage zu stellen, da es eine ganz andere Herangehensweise erfordert. Wenn du mit deinen Kindern Homeschooling machen willst, dann musst du Unterrichtslektionen vorbereiten, ein Schulzimmer einrichten und dann aktiv unterrichten. Wenn deine Kinder Freilerner sind, musst du deinen Fokus auf die Lernbedürfnisse deiner Kinder ausrichten.

  2. Sind sich mein Partner/meine Partnerin und ich darüber einig, dass wir die Kinder von der Schule nehmen (oder gar nicht erst einschulen) wollen und haben wir dieselbe Vorstellung von Bildung zu Hause?

    Erfahrungsgemäss wird es ganz schwierig, Bildung zu Hause zu betreiben, wenn nicht beide Elternteile an demselben Strick ziehen. Gerade mit Bildung und Schule sind so viele tiefverankerten Glaubenssätze und auch Ängste verbunden, dass diese Frage sehr gut geklärt sein will.

  3. Wer ist hauptsächlich zuständig für die Bildung der Kinder? Fühlt sich die zuständige Person der Aufgabe gewachsen?

    Es ist bei den meisten Familien so, dass sich ein Elternteil hauptsächlich um die Bildung der Kinder kümmert. Wenn nun die Kinder zu Hause gebildet werden, ist die Verantwortung des einen Partners enorm. Auch muss man sich bewusst sein, dass man da eine Aufgabe für viele Jahre übernimmt.

  4. Hat es noch andere Familien in der Umgebung, die Freilerner sind? Bin ich vernetzt?

    Es ist so viel einfacher, die Kinder frei lernen zu lassen, wenn man sich mit anderen Familien zusammenschliessen kann. So entsteht für die einzelne Familie mehr Freiraum, durch die Beteiligung vieler Menschen an diesem Projekt, kommen viele Erfahrungen zusammen, von denen die Kinder profitieren können und die Last verteilt sich auf mehrere Schultern. Auch für die Kinder ist es gut, da sie dadurch andere Kinder zum Spielen haben und nicht immer darauf warten müssen, bis die Schulkinder endlich frei haben.

  5. Wie sieht die rechtliche Lage an meinem Wohnort aus?

    Es hat keinen Sinn, die rechtliche Seite ausblenden und dagegen ankämpfen zu wollen. Das verbraucht Energie, die dann für die Familie fehlt.

  6. Welche Behörden sind zuständig und mit wem muss ich Kontakt aufnehmen?

    Die Schulbehörden stellen meistens eine Person, die für den entsprechenden Schulkreis zuständig ist. Es gibt Sinn, im Voraus mit dieser Person Kontakt aufzunehmen und sie um Unterstützung anzufragen.

  7. Welche Bedingungen stellen die zuständigen Behörden und wie kann ich diese erfüllen?

    Ich empfehle, den Behörden entgegenzukommen und die gestellten Kriterien zu erfüllen. Inspektoren und Inspektorinnen sind in ihrer beruflichen Rolle verpflichtet, die rechtlichen Grundlagen zu vertreten und sie einzufordern. Wir können ihnen die Arbeit erleichtern, wenn wir uns offen und kooperativ verhalten.
    In Kantonen, in denen Homeschooling erlaubt ist, muss man meistens ein Lernkonzept einreichen, einen pädagogischen Berater beauftragen und die Lernfortschritte der Kinder in einem Bericht zuhanden der Behörden festhalten. In manchen Kantonen müssen die Kinder eine gewisse Anzahl von Lektionen bei einer Lehrerin oder einem Lehrer besuchen.

 

Anmerkung für Menschen, die an Orten wohnen, wo das Homeschooling verboten ist:

Ich glaube, dass sich ein Kampf gegen die Behörden negativ auf die Kinder auswirken kann und der Stress der Eltern eine Familie mindestens so zermürben kann wie ein unglückliches Schulkind. Deshalb würde ich einen Behördenstreit vermeiden und andere Lösungen suchen. Ich bin immer etwas erstaunt, dass in Deutschland das Problem immer noch nicht gelöst  ist. Das Land ist so gross und die Anzahl der schulmüden Eltern und Kinder wächst stetig an. Ich bin der Überzeugung, dass das Freilernverbot in Deutschland erfolgreich politisch gelöst werden könnte, wenn sich diese Freilerninteressierten zusammenschliessen und politisch aktiv werden würden.

 

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2 Responses

  1. Liebe Chantal
    Die Frage kann so allgemein leider nicht beantwortet werden. Da müssen viele Faktoren berücksichtigt werden, wie z.B. der Kanton oder das Land, die Vorgaben der Behörden, die Anzahl und das Alter der Kinder, die Eltern, das Umfeld etc.
    Liebe Grüsse
    Monika

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