Wenn Eltern zu Sklaven werden

Wie werden Eltern zu Sklaven ihrer Kinder?

Die meisten Freilerneltern wollen ihre Kinder anders erziehen, als sie selber erzogen worden sind. Sie plädieren für Gleichberechtigung und Respekt vor dem kindlichen Sein. Oft sind das die Gründe, warum sie ihre Kinder nicht zur Schule schicken. Sie wollen nicht, dass die Bedürfnisse ihrer Kinder übergangen und die Kinder fremdbestimmt werden.

Indem sie sich immer stärker mit den Bedürfnissen der Kinder beschäftigen, danach trachten, diese auch zu erfüllen und die Kinder vor Fremdbestimmung schützen, laufen sie Gefahr, zu Sklaven ihrer Kinder zu werden.

Sie verwechseln dabei Gleichwürdigkeit mit Gleichheit. Erwachsene und Kinder sind nicht gleich, haben aber die gleiche Würde.

Wenn Eltern also ihre Kinder gleichberechtigt behandeln, dann verzichten sie auf die Führung und übergeben den Kindern zu viel Verantwortung. Sie vergessen dabei, dass Kinder nicht über dieselbe Erfahrung verfügen und sich orientieren wollen.

So gibt es dann Kinder, die in der Gruppe sehr auffällig sind. Sie sind dauernd auf der Suche nach Aufmerksamkeit, sind müde und unruhig, neigen zu regressivem Verhalten und stören die anderen. Diese Kinder tun so, als wäre die Gruppe ausschliesslich nur für sie da. Das ist eine Folge der elterlichen Versklavung.

Ich weiss aus eigner Erfahrung, dass Freilerneltern dafür anfällig sind. Wenn man für die Bildung der eigenen Kinder zuständig ist, dann ist man dafür sensibilisiert, auf Interessen und Bedürfnisse der Kinder zu reagieren. Das muss so sein, da man ihnen ja Bildungsinhalte zukommen lassen will, die ihnen entsprechen. Dadurch kann aber die Situation entstehen, dass zu viel auf jegliche Bedürfnisse der Kinder geachtet und der Unterschied zwischen echten Bedürfnissen und Ersatzbedürfnissen nicht mehr gemacht wird. Die Eltern stehen dann nur noch im Dienst ihres Kindes und werden zu Sklaven.

Ausstieg aus der Versklavung

Jesper Juul unterscheidet in seinem Buch die kompetente Familie zwischen Gleichwürdigkeit und Gleichheit.

Er definiert Gleichwürdigkeit folgendermassen:

  • Respekt vor der Würde und der persönlichen Integrität
  • Die spontanen Lebensäusserungen, Ansichten und Bedürfnisse der Kinder haben die gleiche Bedeutung für die Beziehung wie die der Erwachsenen

Es besteht kein Zweifel daran, dass Kinder die Führung der Erwachsenen brauchen.  Nur so können sie sich gesund und normal entwickeln. Die Gleichwürdigkeit fordert entsprechend eine bestimmte Qualität dieser Führung (Jesper Juul).

„Zieht Gleichwürdigkeit in eine Familie ein, verringert das fast immer die Anzahl der Konflikte, den Eltern wird ein Gefühl des Gelingens beschert und den Kindern das Gefühl, gut aufgehoben zu sein. (Das Gegenteil geschieht, wenn Kinder die Macht übernehmen)“ (Jesper Juul).

Das bedeutet aber, dass die Eltern die Führung wieder übernehmen müssen. Dadurch werden bis jetzt gemiedenen Konflikte entstehen. Die Eltern müssen lernen, diese wieder auszuhalten und konstruktiv zu nutzen. Die Frustration, die dieses neue Verhalten bei den Kindern erzeugen wird, ist notwendig für den Lebensprozess. Wichtig dabei ist, dass die Eltern das Kind für das Ausdrücken oder Ausagieren der Frustration nicht bestrafen, sondern es dabei liebevoll begleiten. Das Kind darf erfahren, dass es wütend sein darf und trotzdem geliebt wird. Meiden Eltern diese Konflikte und dienen als Sklaven ihren Kindern, dann nehmen sie ihnen diese lebensnotwendige Erfahrung.

So entsteht in der Familie Nähe und die Eltern werden wieder gleichwürdig. Es gibt keine Grund mehr für Sklaven.

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