Pisa-Studie: Wettbewerb statt Kooperation

Laut Pisa-Studie sind Schüler aus Singapur in vielen Fächern Spitze (Der Bund, Samstag, 18.2.17, Seite 7)

Und schon wieder erschien ein Artikel in unserer Tageszeitung über das tolle Abschneiden der Schülerinnen und Schüler aus Singapur bei der Pisa-Studie. Darin wird beschrieben, wie diese Kinder lernen. Nach der Schule geht das Lernen mit Privatlehrern weiter. Die Kinder werden zum Teil pro Woche von fünf zusätzlichen Privatlehrern unterrichtet. Die Singapurer geben pro Jahr umgerechnet etwa 750 Millionen Franken für Privatunterricht aus. Am Ende der Grundschule stehen Prüfungen an, die darüber entscheiden, wo die Kinder ihre schulische Bildung weiterführen. Die Schüler werden von den Schulen nach Leistung ausgesucht.

Schule der Angst

„Wer in der Schule nichts leistet, hat seine Zukunft bereist verspielt. Der Zug ist dann abgefahren“. Das ist die Meinung der meisten Menschen in Singapur. Es lastet ein riesiger Druck auf der ganzen Gesellschaft, besonders aber auf den Kindern, die ihrer Kindheit beraubt werden. Auch die Mütter stehen unter grossem Druck, da sie es als persönliches Versagen betrachten müssen, wenn es ihr Kind an keine gute Schule schafft. Freizeit wird mit Lernen gefüllt. Da gibt es kein Spielen, sich mit Freunden treffen, im Schwimmbad herumtoben oder Fussball spielen. Machen die Kinder Sport, dann nur mit Sportlehrer, der sie ebenfalls auf Leistung trimmt.
Das ganze Lernen ist auf Konkurrenz abgestimmt. Du musst immer besser sein als die anderen. Und gerade die Pisa-Studie ist auf Konkurrenz ausgelegt.

Was wissen wir über das Lernen und die Gefühle?

Heute wissen wir dank der Neurowissenschaft, dass Lernen mit Angst schon geht. Manfred Spitzer, der bekannte Neurowissenschafter, beschreibt dieses Phänomen gerne anhand der heissen Herdplatte. Da legst du die Hand nur einmal darauf, dann ganz bestimmt nie wieder. Du hast ganz schnell und mit Angst und Schmerz gelernt. Doch was hast du gelernt? Du hast gelernt, was du nicht tun sollst. Genau das ist das Problem des Angstlernens. Du lernst dabei Vermeidungsstrategien. Mit diesem Gelernten wirst du aber in der Zukunft nicht Probleme lösen können. Das geht nur mit Gelerntem, das du mit Freude, echtem Interesse und angstfrei gelernt hast.  Positiv Gelerntes speichert sich in einem anderen Hirnareal ab als negativ Gelerntes. Wenn du unter Stress, Angst und Druck gelernt hast, kommen diese Gefühle immer auch mit raus, sobald du das Gelernte rausholst. Und genau das verhindert, dass du kreativ und innovativ Probleme lösen kannst. Wird das Gelernte aber positiv verknüpft, ist es dazu da, in der Zukunft Probleme zu lösen. Und das wäre doch eigentlich das Ziel von Lernen.

Ausblick

Was mich an den Berichten über diese Pisa-Spitzenschüler besonders ärgert, ist die Tatsache, dass nie jemand die Frage stellt, ob es dann wirklich diese Schülerinnen und Schüler sind, die Spitzenjobs besetzen und diese in den Dienst der Menschen stellen werden. Mir persönlich wäre eine Welt lieber, in der die Kinder noch Kinder sein und ausgiebig spielen können. Und wo wir ihnen beibringen, dass miteinander zu kooperieren immer zu besseren Resultaten führt, als sich zu konkurrenzieren.

 

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