Zuerst die Arbeit, dann das Spielen

Zuerst die Arbeit, dann das Spielen – ein Beitrag in der Berner Tageszeitung „der Bund“, 17.4.2018, von Mireille Guggenbühler

Der Artikel im Bund beschreibt die Veränderung des Kindergartens mit dem Siegeszug der Basisstufe. Es geht eindeutig daraus hervor, dass durch die Basisstufe der Kindergarten im Rückzug ist. Die Lehrpläne für Kindergarten und Schule verschmelzen im Lehrplan 21. Deshalb vertrete ich die Meinung, dass mit dem Lehrplan 21 der Kindergarten verschwinden wird.

Unterschied Basisstufe – Kindergarten

Es ist wichtig zu verstehen, dass die Kindergärten mit der Erkenntnis entstanden sind, dass Kinder lernen, indem sie spielen. Und vielleicht müsste man sich da schon fragen, warum es dafür überhaupt je eine Institution gebraucht hat. Kinder spielen sowieso. Warum müssen sie dafür an einen dafür bestimmten Ort gehen? Das lässt sich wohl nur erklären, dass die Kindergärten im 19. Jahrhundert entstanden sind. Also in einer Zeit, in der der Begriff der Kindheit noch nicht so definiert wurde wie heute. Und es war damals ein grosser Fortschritt, dass Kindern erlaubt wurde, das zu tun, was sie perfekt können: nämlich zu lernen, indem sie spielen. Die Basisstufe richtet das Lernen jedoch bereits nach dem schulischen Lernen. Wir machen also wieder einen Rückschritt, indem wir dadurch verneinen, dass die wichtigste Lernform des Menschen das Spiel ist.

Was sagen Experten?

Margrit Stamm,  Professorin für Pädagogische Psychologie und Erziehungswissenschaft, befürchtet, dass mit der Basisstufe das freie Spiel verschwinden wird. Sie meint dazu, dass das freie Spiel die beste Frühförderungsmassnahme ist, die es gibt. Sie erklärt die Zunahme von verhaltensauffälligen Kindern mit dem Verschwinden des freien Spiels im Kindergarten. Es ist mir daher ein Rätsel, wie sei sich als Fan des Basisstufenmodells bezeichnen kann.

Freies, selbstbestimmtes Spiel nur für Kindergartenkinder?

Wenn wir über das Verschwinden des freien Spiels für Kindergartenkinder sprechen, vergessen wir, dass das freie Spiel die Lernform des Menschen überhaupt ist. D.h. Die Gesellschaft hat sich längst daran gewöhnt, dass ab der ersten Klasse der Ernst des Lebens beginnt und das freie Spiel vorbei ist. Das freie Spiel wird höchstens noch in der Freizeit erlaubt. Und natürlich erst, nachdem das Kind gearbeitet, also seine Hausaufgaben erledigt hat. Wir wissen, dass heute auch die Freizeit der jungen Kinder stark eingeschränkt ist, da sie nach der Schule bereits in schulische Förderprogrammen gesteckt werden. Das Spiel wird also immer weiter verdrängt. Lernen im Sinne der echten, menschlichen Entwicklung findet kaum mehr statt.
Kinder, die nicht zur Schule gehen, spielen den ganzen Tag und lernen dabei ununterbrochen. Wenn sie dann langsam Teenager werden, beginnen sie sich plötzlich auch für formales, strukturiertes Lernen zu interessieren. Doch das freie Spiel behalten sie bei. Und es ist zu hoffen, dass es auch weiterhin in ihrem Leben den grössten Teil ihres Seins ausmachen wird. Die Gesellschaft braucht die spielenden Menschen.

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