Peergroups (Gleichaltrigkeitsgruppe) versus Bindung?

Warum Peergroups auch für Freilerner wichtig sind.

Als ich das Buch „Unserer Kinder brauchen uns“ von Gordon Neufeld gelesen habe, dachte ich eine Zeit lang, dass Peergroups, also Gleichaltrigkeitsgruppen, für unsere Kinder schädlich sind. Als Mutter von Freilernern war ich irgendwie erleichtert zu lesen, dass Kinder keine Gleichaltrigen brauchen und nur die Bindung zu den Eltern wichtig ist.

Natürlich musste ich mir die Frage stellen, warum sich denn meine Kinder trotzdem zu Gleichaltrigen hingezogen fühlen. Bedeutete das, dass etwas nicht stimmte mit der Bindung von uns Eltern zu unseren Kindern?

Auch stellte ich fest, dass in gewissen Freilernkreisen und alternativen Schulen die Beziehung von Kindern oder Jugendlichen zu Gleichaltrigen mit Argwohn betrachtet wurde. Also beschloss ich, genau zu beobachten und meine eigenen Schlüsse zu ziehen.

Hier mein Fazit:

Kinder brauchen uns aber auch die Gleichaltrigen. Und wenn Kinder zu Jugendlichen werden, ist es sinnvoll, dass sie sich einer Peergroup anschliessen können.

Sinn der Peergroups/Gleichaltrigkeitsgruppen

Kinder spielen gerne mit Gleichaltrigen, weil diese die für sie so wichtigen Rollenspiele in einer Ernsthaftigkeit mitspielen, die Erwachsene in diesem Bereich nicht haben. Jüngere Kinder brauchen nur wenige Spielkameraden. Eine grosse Gruppe überfordert und ermüdet sie schnell.

Ab ca 11 bis 12 Jahren wird die Gleichaltrigkeitsgruppe immer wichtiger.

Sie:

  • bietet Identifikations- und Selbstdarstellungsmöglichkeiten und hilft bei der Identitätssuche
  • gibt Sicherheit und Orientierung
  • hilft übernommene Werte der Eltern überprüfen
  • reduziert Einsamkeitsgefühle und gibt Möglichkeiten zu Körperkontakt
  • hilf beim Kennenlernen des anderen Geschlechts
  • hilft beim Einüben neuer Formen von Autorität und Hierarchien
  • stellt gesellschaftliche Normen und Werte in Frage
  • unterstützt beim Experimentieren mit neuen Rollen, Strukturen und neuen sozialen Verhaltensweisen
  • definiert den gesellschaftlichen Status, da dieser im Jugendalter unklar ist. Die Jugendlichen sind keine umsorgten Kinder mehr, haben aber auch noch keinen Berufsstatus. Dieser Status zwischen Kind und Erwachsenem wird durch die Peers bestätigt.

Die meisten Peergroups sind daher förderlich für die Entwicklung. Natürlich gibt es auch problematische Gleichaltrigkeitsgruppen, die zu grossem Risikoverhalten neigen und hohen Gruppendruck erzeugen.
Erfahrungsgemäss setzen sich solche Peergroups aus Jugendlichen zusammen, welche eine ungenügende Bindung zu erwachsenen Bezugspersonen haben.

Wie sollen Eltern mit den Peers ihrer Kinder umgehen?

Nun geht es darum, die Freunde zu akzeptieren, Verhandlungsspielraum zu eröffnen, den eigenen Werten treu zu bleiben und diese als Vorbild vorzuleben. Wichtig ist es, aufmerksam zu bleiben und weiterhin am Tun des Kindes interessiert zu bleiben, ohne jedoch überkontrollierend zu sein. Das bedeutet ein Balanceakt zwischen Vertrauen und Kontrolle.
Auch kann es sehr sinnvoll sein, wenn die Jugendlichen eine erwachsene Vertrauensperson ausserhalb der Familie haben.

Ich hatte sehr viel Spass mit den vielen Freunden und Freundinnen meiner Kinder, welche bei uns ein- und ausgingen und lernte viel von ihnen. Zu vielen der heutigen Erwachsenen habe ich noch heute ein freundschaftliches Verhältnis und freue mich immer wieder, wenn ich der einen oder dem anderen begegne.

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