Burnout bei Kindern und Jugendlichen
Kinder- und Jugendpsychiatrie
Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrien verzeichnen rekordhohe Aufnahmezahlen. (Das ist der Untertitel eines Beitrags in der Tageszeitung „der Bund“ vom 14. November 2017)
Immer mehr Jugendliche bitten um Hilfe wegen Ängsten, depressiven Verstimmungen und Suizidgedanken. Es betrifft auch immer mehr Kinder. An der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Bern haben sich die Notfallaufnahmen in den letzten zehn Jahren verdreifacht. 2 bis 4 Prozent der Kinder machen bereits vor der Pubertät eine depressive Phase durch. Die Ursache findet sich primär in der Überlastung durch Schule und Freizeit und im sozialen Umfeld der Schule, sprich Mobbing.
Frühe Bewertung
Kaum ist ein Mensch auf der Welt, wird er schon bewertet. Diese Unsitte beginnt bereits in den Kindertagesstätten, auf den Kinderspielplätzen und im Kindergarten. Da Eltern ebenfalls so sozialisiert sind, können sie nicht anders, als ihre Kinder mit anderen zu vergleichen. Oft werden sie unruhig und machen sich Sorgen, wenn das eigene Kind noch nicht dasselbe kann, wie das Nachbarskind. Oder sie sind stolz, weil das eigene Kind mehr kann als die anderen. Natürlich nehmen das die Kinder wahr. Kinder sind von Geburt an kooperative Wesen und versuchen, den Erwartungen der Eltern immer gerecht zu werden. Nun müssen sie also mit dem Stolz oder der Enttäuschung der Eltern kooperieren, was Stress und Druck erzeugt. Kaum sind sie vier oder fünf Jahre alt, werden sie ganz offensichtlich in der Institution bewertet und in Konkurrenz getrieben. Dasselbe geschieht auch in der Freizeit. Das Kind muss im Ballett besser tanzen oder besser Fussball spielen als alle anderen.
Flow / Vertiefung
Was heutige Kinder, im Gegensatz zu früheren Generationen, nicht mehr können, ist sich so zu vertiefen, dass sie in den Flow kommen. Immer werden sie aus ihren Flowaktivitäten herausgerissen oder können in den entsprechenden Institutionen gar nicht in den Flow kommen.
Wo können sich Kinder heutzutage vertiefen? z.B. beim Gamen. Gamen erzeugt Flow und bietet eine ideale Plattform, sich schnell und ganz zu vertiefen. Das Problem ist, dass diese Vertiefung zu tief geht, da sie sich sonst nicht mehr vertiefen können. Und genau so kann eine Suchtproblematik entstehen. Diese entstände nicht, wenn die Kinder genügend Gelegenheiten hätten, sich ganz in etwas zu versenken, was zu einer grossen Entspannung und Zufriedenheit führen würde.
Solche Kinder, die keine Möglichkeit zur Vertiefung finden, werden rastlos, unruhig, apathisch, suchend, unzufrieden und traurig.
Die Gesellschaft ist aufgerufen
Alle diese Faktoren sind bekannt. Doch weder die pädagogische Wissenschaft, noch die Lehrer, noch die Wirtschaft oder die Gesellschaft scheinen fähig zu sein, diesem Wissen zu folgen und die Kinder- und Jugendwelt zu verändern. Kinder sollten Kinder sein dürfen, ohne in Wettbewerb, Konkurrenz, Konsum, Sucht und psychische Probleme getrieben zu werden. Kinder sollten sich vertiefen dürfen, um zu wachsen, reifen und zu lernen. Die Lernart der Kinder ist und bleibt das Spiel. Doch Spiel wurde in unserer leistungsorientierten Welt in die Freizeit delegiert, wo das Spiel immer öfter in virtueller Form erfolgt.
Das Problem der fehlenden Flowmöglichkeiten betrifft übrigens auch die Erwachsenen.